Ein kalter Windzug im Nacken, obwohl alle Fenster geschlossen sind – dieses Phänomen kennen viele Mieter. Es ist nicht nur unangenehm, sondern treibt auch die Heizkosten in die Höhe. Doch Zugluft: Ab wann Mietmangel? Diese Frage ist juristisch nicht immer einfach zu beantworten, da subjektives Empfinden und objektive Messwerte oft auseinanderklaffen. In diesem Artikel erfahren Sie, wann Sie das Recht auf Mietminderung haben und wie Sie vorgehen sollten.
Wann gilt Zugluft als Mangel?
Grundsätzlich muss eine Mietwohnung in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand sein. Kleine Undichtigkeiten sind, besonders in Altbauten, oft hinzunehmen. Ein Mietmangel liegt jedoch vor, wenn der sogenannte „Wohnwert“ der Immobilie erheblich beeinträchtigt ist.
Um festzustellen, ob die Zugluft: Ab wann Mietmangel?-Schwelle überschritten ist, ziehen Gerichte oft folgende Kriterien heran:
- Baujahr des Hauses: An einen Neubau werden deutlich höhere energetische Anforderungen gestellt als an einen Altbau. In einem Haus von 1900 müssen Mieter gewisse Undichtigkeiten tolerieren, die in einem Haus von 2020 inakzeptabel wären.
- Kerzen-Test: Ein einfacher Indikator ist eine brennende Kerze auf der Fensterbank. Flackert sie bei geschlossenem Fenster stark oder erlischt sogar, deutet dies auf eine erhebliche Undichtigkeit hin.
- Raumtemperatur: Wenn trotz aufgedrehter Heizung eine angemessene Raumtemperatur (tagsüber meist 20–22 Grad Celsius) aufgrund der Zugluft nicht erreicht werden kann, liegt fast immer ein Mangel vor.
Wie viel Mietminderung ist möglich?
Wenn feststeht, dass die Zugluft die Wohnqualität massiv stört, stellt sich die Frage nach der Höhe der Mietminderung. Es gibt hierfür keine festen gesetzlichen Prozentsätze; die Höhe wird im Einzelfall entschieden. Hier einige Orientierungswerte aus der Rechtsprechung:
- 5% bis 10%: Bei spürbarer Zugluft durch undichte Fenster oder Türen, die das Wohlbefinden leicht beeinträchtigt.
- 10% bis 20%: Wenn die Zugluft so stark ist, dass ein Aufenthalt in der Nähe der Fenster kaum möglich ist oder die Heizkosten exorbitant steigen.
- Über 20%: In extremen Fällen, wenn Wohnräume im Winter kaum noch warm zu bekommen sind.
Wichtig: Eine Mietminderung darf nie eigenmächtig und ohne Ankündigung erfolgen. Das zu viel einbehaltene Geld kann sonst ein Kündigungsgrund sein.
Schritte für Mieter: So gehen Sie vor
Um Ihre Rechte durchzusetzen, sollten Sie strukturiert vorgehen, wenn Sie sich fragen: Zugluft: Ab wann Mietmangel?
- Mängelanzeige: Informieren Sie Ihren Vermieter schriftlich über den Mangel. Beschreiben Sie genau, wo und wann es zieht.
- Protokoll führen: Notieren Sie Außentemperaturen, Innentemperaturen und fügen Sie Beweise (z.B. Videos vom Kerzen-Test) hinzu.
- Frist setzen: Geben Sie dem Vermieter eine angemessene Frist (z.B. 14 Tage) zur Beseitigung des Mangels (z.B. Erneuerung der Dichtungen oder Einstellung der Fensterbeschläge).
- Miete unter Vorbehalt: Kündigen Sie an, die Miete bis zur Behebung nur noch unter Vorbehalt zu zahlen.
Ursachenforschung und Lösungen
Oft sind es poröse Dichtungen, verzogene Fensterrahmen oder schlecht eingestellte Beschläge, die für die Zugluft verantwortlich sind. In vielen Fällen genügt eine professionelle Wartung der Fenster, um das Problem zu beheben. Mieter sollten jedoch keinesfalls selbst an der Bausubstanz herumbasteln, sondern dies Fachleuten überlassen, um keine Schadensersatzpflichten zu riskieren. Ein gut abgedichtetes Fenster senkt nicht nur das Streitpotenzial, sondern spart bares Geld bei der nächsten Heizkostenabrechnung.
